Wirkungsweise des Tango bei Parkinson

Lesen Sie hier einen kurzen Überblick über die Parkinson-Erkrankung. Erfahren Sie von der Wirkungsweise der Musik. Und lernen Sie, was den Tango so therapeutisch wirksam macht. Am Ende finden Sie ein kurzes Fazit.

Parkinson-Erkrankung

Wie alltägliche Bewegungen zum Problem werden

Die ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Thema therapeutischer Effekte durch Argentinischen Tango gehen auf die beiden Pionierinnen Dr. Madeleine E. Hackney und Professor Dr. Gammon M. Earhart aus den USA zurück. Sie erkannten und wiesen positive Effekte auf die Bewegungsmuster bei Menschen mit Parkinson nach. Morbus Parkinson ist eine Erkrankung, die einhergeht mit

  • einer Verlangsamung der Motorik bis hin zum kompletten Bewegungsstillstand,
  • einer Rumpfinstabilität,
  • verminderten Stellreflexen,
  • einer Muskelsteifheit sowie
  • einem Zittern der Hände und Finger in Ruhe.

Die Ursachen für Parkinson sind bis heute nicht geklärt. Man weiß jedoch mittlerweile, dass ein Dopamin-Mangel in einem ganz bestimmten Areal im Mittelhirn damit in Verbindung steht. Dort – in der sogenannten Substantia nigra – gehen Nervenzellen zugrunde, die jenen Hirnbotenstoff herstellen. Fehlen diese Nervenzellen, dann kommt auch weniger Signal in der nächsten „Schaltzentrale“ für Bewegungen an, den Basalganglien. Dieser Abbau-Prozess führt irgendwann, über mehrere Jahre hinweg, zu einer Verschlechterung von unbewussten Bewegungsmustern und zu einem langsamen Voranschreiten der beschriebenen Symptome.

Dabei steht hier das Problem im Vordergrund, dass vor allem Bewegungsabläufe, über die wir im Normalfall gar nicht nachdenken, ins Stocken kommen: Treppensteigen, Gehen, sich am Platz umdrehen oder die Richtung wechseln.

Wirkung der Musik

Wissenschaftler nehmen an, dass der Musik beim Tango dabei als externem Rhythmusgeber eine besondere Bedeutung zukommt. Dass die Musik etwas kompensiert, was in den Basalganglien nicht mehr richtig funktioniert.* Der Taktschlag der Musik wirkt hier ähnlich wie ein Metronom: die Musik zählt für den Erkrankten mit. Sie initiiert für ihn die Bewegungsimpulse so, dass große und gezielte Bewegungen ermöglicht werden. 

*Professor Meg Morris, Human Movement Lab, Australien, https://www.youtube.com/watch?v=PHi0gDeMjrU (letzter Aufruf: 01.05.2023, 11:55 Uhr)

Wirkung des Tango

Die Anwendung von Musik und das neu Erlernen von einfachen Tanzschritten führt dazu, dass die Bewegungen, die sonst unbewusst ausgeführt werden, nun ganz zentral in das Bewusstsein rücken. Wer einen Schritt lernt, der konzentriert sich darauf, dass er auch „alles richtig“ macht. Mit dem „Einschalten der Bewusstheit“ werden noch andere Hirnstrukturen „hinzu-geschaltet“. Dadurch werden weitere Gehirnareale und Regelkreise aktiviert, die durch die Erkrankung nicht betroffen sind. So können Symptome besser kompensiert werden und sogar ganz verschwinden.

Die Fokussierung auf das „Hier und Jetzt“, diese besondere Achtsamkeit ist etwas, was den Argentinischen Tango besonders auszeichnet. Einen Grundschritt gibt es beim Tango nicht. Die Tänzer gestalten jeden Schritt neu. Der Schlüssel für den nächsten Schritt liegt in der Kommunikation zwischen den Tanzpartnern. Man einigt sich darauf, dass einer führt und der andere folgt. Einer ist also der Initiator der Bewegung und der andere hört zu und nimmt die Einladung zur Bewegung an. Ob dabei nun der Mann oder die Frau führt, oder wer welche Rolle bei gleich-geschlechtlichen Tanzpartnern übernimmt, ist dabei zweitrangig. 

Fazit

Am Ende können Wissenschaftler einen signifikanten Effekt auf die Bewegungsqualitäten der Teilnehmer feststellen. Es verbesserten sich beobachtbar bei Neurotango® Kursen oder in wissenschaftlichen Studien

  • die Schrittlänge,
  • das Gleichgewicht,
  • die posturale Aufrichtung: die Teilnehmer gingen nicht mehr so stark vornübergebeugt,
  • die Stabilität beim Gehen und Stehen sowie Richtungswechseln und
  • es entstand das gute Gefühl eines sicheren Ganges.

Dadurch konnte Stürzen effektiv vorgebeugt werden.

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